NOMINIERUNGEN

CIVIS Medienpreis 2024

CIVIS – Europas Medienpreis für Migration, Integration, kulturelle Vielfalt und – verbunden damit – gesellschaftlicher Zusammenhalt in Europa zeichnet Programmleistungen im Radio, Fernsehen, Internet aus, die das friedliche Zusammenleben in der europäischen Einwanderungsgesellschaft fördern. Der CIVIS Kinopreis als Publikumspreis kommt hinzu.

Die Verleihung des CIVIS Medienpreises 2024 findet am Montag, 27. Mai 2024 im Rahmen der re:publica in Berlin statt und wird per Livestream direkt übertragen. In der ARD-Mediathek ist die CIVIS Preisverleihung ab 29. Mai zu sehen. Die ARD/Das Erste strahlt sie am Donnerstag, 30. Mai 2024, um 00:05 Uhr aus. Durch die Preisverleihung führt die Journalistin und Moderatorin Vivian Perkovic.

YOUNG C. AWARD

Des Vaters Schweigen

Kurzdokumentarfilm
Hochschule für Fernsehen und Film München
Autorin | Regisseurin: Mariella Santibáñez
Prüfungskommission: Prof. Ulrich Limmer

Nur wenige Jahre vor dem Tod ihres Vaters erfährt Sylvia Salomon, dass er ein Überlebender des Holocaust ist. Über seine traumatische Vergangenheit hat er kaum geredet. Viele Jahre lang wusste die Tochter nicht einmal von ihren jüdischen Wurzeln. Erst nach dem Tod des Vaters beginnt sie, ihre Herkunft zu erforschen. Sie muss erkennen, dass sie ihn nie so ganz gekannt hat. Dennoch beeinflusst sein Trauma ihr Leben bis heute.

„Anhand einer authentischen und facettenreichen Protagonistin wird eine bespielhafte Familiengeschichte erzählt – die Verleugnung der eigenen Identität wegen unbewältigter Traumata und aus Angst vor Antisemitismus. Die zurückhaltende Darstellung weckt Interesse und baut zugleich Spannung auf.“

YOUNG C. AWARD

Echoes from Borderland

Langdokumentarfilm
Hochschule für Fernsehen und Film München
Autorin | Regie | Producerin: Lara Milena Brose
Prüfungskommission: Prof. Karin Jurschick

Die 15-jährige Nahid ist kurz vor der Machtübernahme der Taliban aus Afghanistan geflüchtet und nach einer kräftezehrenden Odyssee mit ihrer Familie in einem bosnischen Grenzdorf gestrandet. Ihre Versuche, in die EU zu gelangen, scheitern wiederholt an gewalttätigen Pushbacks. Nahid findet eine Vertraute in einer älteren Bosnierin und muss – als Tochter, Dolmetscherin, Organisatorin – stark sein für ihre Familie.

„Ein dokumentarischer Essay, der einen beklemmenden Einblick in die Situation an der bosnisch-kroatischen Grenze erlaubt. Eine respektvolle Bildsprache mit poetischen Momenten vermittelt das Geschehen einfühlsam, aber ohne aufdringliche Dramatisierung.“

YOUNG C. AWARD

Granica

Szenischer Kurzfilm
Filmakademie Baden-Württemberg
Autor | Regisseur: Joshua Neubert
Produzent:innen: Franzis Unger, Priska Kraft
Prüfungskommission: Prof. Christian Wagner

Oliwia lebt mit ihrem Mann in einem kleinen Haus im Białowieża-Wald, mitten im militärischen Sperrgebiet zwischen Polen und Belarus. Mit einem grünen Licht im Fenster signalisiert sie Menschen auf der Flucht ihre Bereitschaft zu helfen. Der Geflüchtete Hamid braucht dringend medizinische Versorgung und wird schließlich von der Polizei festgenommen. Oliwia lässt sich nicht entmutigen und stellt wieder ihr grünes Licht ins Fenster.

„Die dramaturgisch gelungene, spannungsreiche Erzählung stellt die grundsätzliche Frage nach Menschlichkeit an einer Grenze, wie sie nicht nur zwischen Polen und Belarus existiert – ein hochaktuelles Thema. Der Kurzfilm stößt einen Reflexionsprozess an: Was würde ich machen?“

CIVIS VIDEO AWARD

Information
Songs of Gastarbeiter – Liebe, D-Mark und Tod – Aşk, Mark ve Ölüm

Dokumentation
WDR | ARTE Deutschland
Autoren: Cem Kaya, Mehmet Akif Büyükatalay
Regie: Cem Kaya
Redaktion: Jutta Krug, Oliver Schwehm, Rolf Bergmann
Produzenten: Claus Herzog-Reichel, Mehmet Akif Büyükatalay
Ko-Produktion: Florian Schewe, Stefan Kauertz

Die sogenannten türkischen Gastarbeiter:innen und ihre Kinder haben eine musikalische Kultur entwickelt, wie es sie sonst kaum gibt. – Sie gehört zum kulturellen Erbe der Bundesrepublik. Cem Kaya und Mehmet Akif Büyükatalay zeichnen in ihrer Dokumentation nach, was aus den ersten Auftritten auf improvisierten Bühnen wurde, ohne dass der deutsche Musikbetrieb davon weiter Kenntnis genommen hätte. Inspiriert vom Hip-Hop, verarbeitet die zweite und dritte Generation migrantischer Musiker:innen ihre aktuelle Lebenswirklichkeit – und eröffnet neue Perspektiven auf Heimat, Identität und Partizipation.

„Cem Kaya und Mehmet Akif Büyükatalay zeigen uns eine eigene Welt, von der die damalige bundesrepublikanische Gesellschaft kaum etwas mitbekommen hat. Die Dokumentation erzählt von den Sehnsüchten der „Gastarbeiter“, von den Schmerzen der Alten und den Freuden der Jungen, und die erzählt es unglaublich sinnlich, mitreißend und voller Energie.“

CIVIS VIDEO AWARD

Information
Die Sonne ist überall gelb

Dokumentation
ZDF | DOK.fest München
Autorin | Regie: Afraa Batous
Redaktion: Jörg Schneider
Produzent:innen: Alex Tondowski, Ira Tondowski
Ko-Produktion: Andrea Wohlfeil

Filmemacherin Afraa Batous und ihre drei Freundinnen Rawa, Rahaf und Sara haben im Krieg in der syrischen Heimat ihr Zuhause verloren und sind nach Deutschland geflohen. Trotz ihres Traumas machen sie sich auf den Weg und suchen in einem umgekehrten Roadtrip noch einmal die wichtigsten Stationen ihrer Odyssee auf, in Deutschland, der Schweiz, Italien und Griechenland.

„Eine Reise voller äußerer Grenzerfahrungen wird zu einer Reise ins Innere der vier Protagonistinnen. Sie zeigen auf unterschiedliche Weise Mut, Entscheidungskraft und Überlebenswillen. Mit einem Minimum an Mitteln und viel Faszination für Alltäglichkeiten gelingt ein Maximum an politischer Aussage.“

CIVIS VIDEO AWARD

Information
Sieben Winter in Teheran

Dokumentation
MADE IN GERMANY Filmproduktion GmbH | Berlinale – Internationale Filmfestspiele Berlin
Autorin | Regie: Steffi Niederzoll
Redaktion: Jutta Krug
Produzent:innen: Melanie Andernach, Knut Losen
Ko-Produktion: Laurent Lavolé, Miléna Poylo, Gilles Sacuto

Die 19-jährige Reyhaneh Jabbari ersticht in Notwehr einen Mann, der versucht, sie zu vergewaltigen. Sie wird verhaftet und wegen Mordes zum Tod verurteilt. Doch Reyhaneh gibt nicht auf – aus dem Gefängnis kämpft sie um ihr Leben und die Rechte der Frauen. Der Film zeichnet anhand von heimlich aufgenommenen Videos, Zeugenaussagen, Briefen und Archivmaterial das Schicksal der jungen Iranerin nach.

„Der Film zeigt die politische Tragödie Irans: Rechtlosigkeit, Willkür, Korruption – das ganze Ensemble der Gründe, weshalb so viele Menschen aus dem Land fliehen. In einem mitreißenden Familienporträt wird die Geschichte mutiger Frauen erzählt, die für ihre Rechte und die anderer Frauen kämpfen.“

CIVIS VIDEO AWARD

Information
How to please

Dokumentation
Aamu Film Company | IDFA International Documentary Film Festival Amsterdam
Autorin | Regie: Elina Talvensaari
Redaktion: Okku Nuutilainen
Producer: Jussi Rantamäki, Emilia Haukka

Die Doku schildert das Schicksal von Wed Al-Asadi, der vor dem Bürgerkrieg im Irak geflohen ist und in Finnland Asyl beantragt. Wed bemüht sich nach Kräften, in der neuen Umgebung Fuß zu fassen, findet sogar einen Job als Koch. Doch seinem Gesuch hilft das nicht, und seine Heimat weigert sich, ihn wieder aufzunehmen – Wed ist in der Endlosschleife namens Asylverfahren gelandet.

„Ein beklemmendes Kammerstück mit einem tollen Protagonisten. Das ist mit sparsamen Mitteln wirkungsvoll und überaus eindringlich inszeniert. Bedrückende Innenansichten aus der Mühle europäischer Bürokratie.“

CIVIS VIDEO AWARD

Fiktion + Dokudrama
Ich bin! Margot Friedländer

Fernsehfilm/Doku-Drama
UFA Documentary GmbH | ZDF
Autor:innen: Raymond Ley, Hannah Ley
Regie: Raymond Ley
Redaktion: Anja Greulich, Stefan Brauburger
Produzent:innen: Marc Lepetit, Gwendolin Szyszkowitz-Schwingel, Nico Hofmann

Dies ist die Geschichte der 1921 in Berlin geborenen Margot Bendheim, die anders als ihre Familie die Verfolgung durch die Nazis und schließlich die Gefangenschaft im KZ Theresienstadt überlebt. Dort trifft sie ihren langjährigen Bekannten Adolf Friedländer. Nach der Befreiung heiraten die beiden und emigrieren in die USA. Seit 2010 lebt Margot Friedländer wieder in Berlin und berichtet jungen Menschen von ihren Erlebnissen im Faschismus.

„Ein Film, der gleichermaßen zutiefst erschreckt, aufklärt und berührt. Im Mittelpunkt steht eine Frau, deren Lebensgeschichte ganz unterschiedliche Emotionen auslöst: Verzweiflung und Hoffnung, Beklemmung und Aufbruch, Ohnmacht und das Bedürfnis zu handeln.“

CIVIS VIDEO AWARD

Fiktion + Dokudrama
Toubab

Fernsehfilm
ZDF
Autoren: Florian Dietrich, Arne Dechow
Regie: Florian Dietrich
Redaktion: Jörg Schneider, Olaf Grunert, Barbara Häbe
Produzenten: Marcos Kantis, Martin Lehwald

Auch nach seiner Entlassung aus der Haft tut Babtou sich schwer mit Recht und Gesetz. Nun soll er in den Senegal ausgewiesen werden, Heimat seiner Familie. Babtou freilich war nie dort. Er ist in Frankfurt geboren und lässt sich etwas Originelles einfallen, um der Ausweisung zu entgehen: Er überredet seinen Kumpel Dennis, ihn zu heiraten. Doch die vermeintliche Patentlösung funktioniert nicht lange.

„Das Drehbuch nimmt uns mit auf eine Reise voller wundersamer Wendungen. Unter all den Oberflächenreizen erkennt man ein Patchwork aus relevanten gesellschaftlichen Problemen und menschlichen Beziehungen. Im Mittelpunkt steht die Frage der Zugehörigkeit.“

CIVIS VIDEO AWARD

Fiktion + Dokudrama
Anushan

Short Film
(SIC) Pictures | France 2
Autor | Regisseur: Vibirson Gnanatheepan
Redaktion | Producer: Stanislas Wicker

Der Film spielt in der tamilischen Gemeinde in Paris. Der 13-jährige Anushan, einziger Sohn seiner Eltern, möchte mit der Geschichte seiner Heimat nicht viel zu tun haben, bekommt aber auch wenig darüber erzählt. Als sein Onkel aus Sri Lanka eintrifft und Anushan sich mit ihm ein Zimmer teilen muss, kommt es zum Konflikt – und die Frage nach Identität und Wurzeln führt zu vielen unterschiedlichen Antworten.

„Ein Kurzfilm, der lange nachwirkt. Eine starke und berührende Geschichte, die von Migration als Konflikt der Generationen erzählt: zwischen der Sprachlosigkeit derer, die fast alles, was ihr Leben ausgemacht hat, zurücklassen mussten, und dem Selbstverständnis ihrer Kinder, die mit dem dauernden Blick der Eltern in die Vergangenheit nichts anfangen können.“

CIVIS VIDEO AWARD

Fiktion + Dokudrama
La Voix des Autres (The Voice of Others)

Short Film
La Fémis – Ecole nationale supérieure des métiers de l’image et du son | Cinef Cannes
Autor:innen: Fatima Kaci, Pablo Léridon
Regie: Fatima Kaci
Produzentin: Léna Bapt

Rim arbeitet als Dolmetscherin für Asylverfahren in Frankreich. Sie ist zu strikter Neutralität verpflichtet und wird doch jeden Tag durch die Erzählungen der geflüchteten Männer und Frauen, deren Geschichte sie übersetzen muss, an ihr eigenes Schicksal als Frau im Exil erinnert. Obwohl sie weiß, dass sie das Gesagte nur von der einen Sprache in die andere übertragen soll, greift sie aus Mitgefühl in die Verfahren ein.

„Das ist einfach nur stark: Eine leise Schilderung herzzerreißender Umstände, wunderbar gespielt. Die zurückhaltende Inszenierung lässt den Schauspieler:innen, der Atmosphäre, den Schicksalen und den Gefühlen Raum – und das alles in kurzer Zeit. Thematisiert wird das Verhältnis von Migration und Sprache, die Zerrissenheit zwischen Regeln und dem Wunsch, Menschen in Not zu helfen.“

CIVIS VIDEO AWARD

Social Media Format
Migratöchter: „Ich wollte einfach nur dazugehören“ – Angelina über ihr Leben als Sinti

Social-Media-Format
SWR
Autorin: Luisa Böer
Redaktion: Özge Kabukçu
Partnermanagerin: Heike Zahn, Kübra Idi 

Angelina stammt aus einer Sinti-Familie und wird in ihrem kleinen baden-württembergischen Heimatort Goldscheuer oft ausgegrenzt. Lange Zeit traut sie sich kaum, über ihre Herkunft zu reden. Erst nach einem Schulwechsel und anschließenden beruflichen Erfolg im Weingeschäft – sie wird sogar Deutsche Weinkönigin – entwickelt sie hinreichend Selbstbewusstsein, um sich zu ihren Wurzeln zu bekennen.

„Die ermutigende Geschichte einer starken Protagonistin, die uns aufschlussreiche Einblicke in den Alltag einer diskriminierten Minderheit gewährt – und die uns mitnimmt auf ihren Weg, dagegen anzugehen. Auf unterhaltsame Weise lehrreich und empowernd!“

CIVIS VIDEO AWARD

Social Media Format
lissi_ix: Chatbot Karrieretipps: 300.000 € teure Vorurteile

Social-Media-Format
Autorin | Redakteurin | Produzentin: Lisa-Marie Idowu

Der österreichische Arbeitsmarktservice (AMS) bietet Hilfe bei der Jobsuche an: Ein Chatbot („Infomat“) soll den Weg zu einer passenden Beschäftigung weisen. Bei näherem Hinsehen erweist sich der vermeintlich ideologiefreie digitale Berater als Rassist und Sexist. Je nach Angaben zu Geschlecht, Herkunft, Religion oder auch Namen liefert der Chatbot ganz unterschiedlich attraktive Angebote.

„Das ist hinreißend erhellend, hinreißend ironisch, überhaupt hinreißend gut gemacht – und eine Entlarvung von atemberaubender Wucht. Die herausragende journalistische Leistung einer Einzelperson, Social Media at its best!“

CIVIS VIDEO AWARD

Social Media Format
STRG_F: Israel und Gaza: Leben zwischen Terror und Krieg

Social-Media-Format
NDR | funk
Autor:innen: Lisa Hagen, Armin Ghassim, Mariam Noori, Manuel Biallas, Sulaiman Tadmory, Timo Robben
Redaktion: Lutz Ackermann, Volker Steinhoff
Partnermanager: Jan Wiebe

Der Film schildert das Schicksal zweier junger Menschen, die vom aktuellen Nahost-Krieg betroffen sind, die Deutsch-Israelin Yarden und der Deutsch-Palästinenser Abed. Die 35-jährige Yarden wurde von der Hamas als Geisel nach Gaza verschleppt. Dort gerät der 27-jährige Abed, auf Besuch bei seiner Familie, unter israelischen Raketenbeschuss. Freunde und Angehörige sterben. Erst nach fünf Wochen darf er wieder ausreisen. Yardens Familie kämpft für ihre Freilassung.

„Die Produktion ist in einem guten Sinne parteilich – sie schlägt sich auf die Seite von Empathie und Menschlichkeit. Dem Publikum werden keine eigenen Einschätzungen aufgedrängt, sondern Eindrücke und Einsichten geliefert, die es ermöglichen, sich eine eigene Meinung über die aktuelle Situation zwischen Israel und Palästina zu bilden.“

CIVIS AUDIO AWARD

kurze Programme
Die Brandenbleiber – stärker als Hass | »Die Feuerwehr ist mein Safe Space« – Heimat trotz Rassismus

O-Ton-Kollage
electronic media school gGmbH
Autorin: Hannah Weber
Redaktion: Sophie Goldau, Felix Leitmeyer, Jannis Byell, Aljoscha Huber, Pauline Pieper, Viviane Menges, Hari Sas, Neela Richter

Die Frage nach der Herkunft begleitet Jeremy, 18 Jahre, aus Fürstenwalde schon sein ganzes Leben. Wegen seiner Hautfarbe ist er bereits als Kind mit Glasflaschen beworfen oder vom Fahrrad getreten worden. Lehrer oder Sozialarbeiter haben solche Vorfälle verharmlost. Jeremys Safe Space sind die Freiwillige Feuerwehr und seine Kamerad:innen dort: Hier zählen Empathie und Zusammenhalt. Auch deswegen ist er ein „Brandenbleiber“, ein In-Brandenburg-Bleiber.

„Die kraftvollen und aufschlussreichen O-Töne sind so montiert, dass sich dem Ganzen leicht folgen lässt. Das hat Tempo, ohne flüchtig zu sein. Der Protagonist liefert ein ermutigendes Beispiel dafür, wie man mit Ausgrenzung umgehen kann, ohne schmerzhafte Erfahrungen zu leugnen.“

CIVIS AUDIO AWARD

kurze Programme
Feature-Antenne: Miniaturen | Türkischer Basar, 1978-1991

Kurzfeature
Deutschlandradio | Deutschlandfunk Kultur
Autor:innen | Regie: Seda Keskinkılıç-Brück, Ozan Zakariya Keskinkılıç
Redaktion: Ingo Kottkamp

Das Feature wirft einen liebevollen Blick zurück auf den sogenannten „Türkischen Basar“ im Berliner U-Bahnhof Bülowstraße. Auf Initiative des Geschäftsmanns und Schauspielers Atalay Özçakır entstand ein Markt, der zugleich sozialer Treffpunkt wurde, ein Ort für Klatsch und Tratsch. Mit allem, was dem Leben im „Gurbet“, in der Fremde, fehlte: Cay, Nüsse, Baklava und türkischer Honig, Hochzeitsschmuck, Video-Kassetten, Platten …

„Hier wird eine sehr wichtige Facette der früheren Arbeitsmigration auf die Bühne geholt. Der Beitrag zeigt eindrucksvoll, welche große Bedeutung und Aussagekraft Musik als verbindendes Element von Menschen und Epochen hat.“

CIVIS AUDIO AWARD

lange Programme
100 Jahre Schweigen. Deutsches Giftgas in Marokko

Feature
Hessischer Rundfunk | hr2-kultur
Autorinnen: Andrea Geißler, Christiane Kreiner, Dunja Sadaqi
Regie: Marlene Breuer
Redaktion: Niklas Vogel

Das Giftgas „Lost“ wurde in Deutschland entwickelt, in Spanien und Marokko hergestellt und über dem Rif-Gebiet im Norden Marokkos versprüht. Spanien und Frankreich führten dort in den 1920er-Jahren einen Kolonialkrieg gegen die Einheimischen. Es war der weltweit erste Giftgaseinsatz aus der Luft – mit verheerenden Folgen bis heute für die Gesundheit der lokalen Bevölkerung. Doch bisher hat keines der verantwortlichen Länder das dunkle Kapitel aufgearbeitet.

„Die gut recherchierte und präsentierte journalistische Aufarbeitung eines zu Unrecht vernachlässigten Themas. Überzeugende Protagonist:innen, starke O-Töne, klug ausgewählte Musik formen sich zu einem eindringlichen Stück Aufklärung.“

CIVIS AUDIO AWARD

lange Programme
Nach der Arbeit hängen die Kleider ihre Menschen auf

Feature
Deutschlandfunk Kultur
Autorin: Senta Höfer
Regie: Cordula Dickmeiß
Produzent: Ingo Kottkamp

Nach dem COVID-Ausbruch hatte das Thema kurzzeitig mediale Konjunktur: die Arbeitsbedingungen rumänischer Beschäftigter in deutschen Schlachthäusern. Doch die Betroffenen selbst kamen in den Talkshows und Reportagen kaum zu Wort. Die Autorin Senta Höfer, die selbst aus Rumänien stammt, lässt Arbeiter und Arbeiterinnen erzählen – vom Leben in den Schlachthöfen und vom Leben zu Hause. Es entsteht das Porträt einer hierzulande kaum beachteten Community und ihrer harten Lebensbedingungen.

„Eine unaufdringliche, emotional ansprechende, sprachlich herausragende Hinführung zu einem unterbelichteten Thema. Eine beeindruckende Erzählerin ermöglicht Einblicke in eine andere Welt – die Realität des Schlachthofes, wo etliche Menschen um des Profits Willen ausgebeutet werden.“

CIVIS AUDIO AWARD

lange Programme
Perle – Der Weg zurück zur körperlichen Unversehrtheit

Feature
SWR 2
Autorin: Yasmina Hamlawi (Französischsprachiges Original)
Übersetzung | Bearbeitung | Regie deutsche Fassung: Annika Erichsen
Redaktion: Karin Hutzler
Französischsprachiges Original: Jackal Productions, RTBF
Coordinator for Jackal Productions: Manuel Hermia

Dies ist die Leidens- und Fluchtgeschichte von Fos aus Somalia, die in der Dorfgemeinschaft ihrer Heimat das Opfer von weiblicher Genitalverstümmelung wurde. Heute lebt sie mit zwei Kindern und einem selbstgewählten Partner in Belgien, wo ihre Klitoris („meine Perle“) operativ rekonstruiert werden konnte. Neben Fos selbst kommen eine Psychologin, ein Genitalchirurg, eine Hebamme und Fos‘ 18-jährige Tochter Hany zu Wort.

„Fos wird nicht als Opfer gezeigt, sondern als couragierte Person, die sich ihre Selbstbestimmung erkämpft hat. Das ist schonungslos und emotional schwer erträglich, wahrt aber stets die Würde der Protagonistin. Mit großer handwerklicher Präzision produziert.“

CIVIS AUDIO AWARD

Podcasts
CUT – Das Silvester, das uns verfolgt
Folge 3: Von Jägern und Gejagten“

Podcast
WDR
Autor:innen: Stefanie Delfs, Antonia Märzhäuser, Carolin Bredendiek, Borhan Akid, Jan Koch, Miriam von Przewoski
Regie: Claudia Kattanek
Redaktion: Franziska Fiedler, Jan Koch, Miriam von Przewoski

Der Podcast geht den langfristigen Folgen der Kölner Silvesternacht von 2015 nach. Damals wurden mehr als 600 Frauen Opfer von sexuellen Übergriffen. Die Täter waren überwiegend Nordafrikaner. Das hat die Debatten über Migration, Flucht und Integration verschärft. In Folge 3 geht es um Walid, der aus Syrien geflüchtet ist und merkt: Stimmung und Politik in Deutschland richtensich auch gegen Menschen wie ihn. Und die AfD erlebt einen Aufschwung.

„Eindringliche, hervorragend ausgewählte und in den Beitrag eingepflegte O-Töne eröffnen unterschiedliche Perspektiven und zeigen die Angst unterschiedlicher Betroffener. Eine sehr gründliche Recherche erlaubt die eindrückliche Schilderung eines Wendepunkts – die Ereignisse einer Nacht und ihre Folgen werden konsequent auf ihre Ursachen und Wirkungen hin beleuchtet.“

CIVIS AUDIO AWARD

Podcasts
Extrem rechts – Der Hass-Händler und der Staat
Folge 1: Vertrauensverlust

Podcast
MDR Sachsen-Anhalt
Autor:innen: Jana Merkel, Thomas Vorreyer, Tim Schulz
Redaktion: Martin Paul, Frank Rugullis, Monique Junker

Der Rechtsextremist Sven Liebich hat aus Hass ein Geschäftsmodell gemacht. Er verdient Geld damit, Menschen zur Zielscheibe zu erklären, Politiker:innen genauso wie Bürger:innen, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren. Die Justiz schafft es kaum, Liebich zur Verantwortung zu ziehen.

„Der Podcast beleuchtet auf spannende Weise ein gesellschaftliches Dunkelfeld und konfrontiert den Rechtsstaat mit schwierigen Fragen. Die Autor:innen zeichnen die Abwesenheit der Behörden in einem außerordentlich relevanten Bereich sehr genau und damit lehrreich nach.“

CIVIS AUDIO AWARD

Podcasts
SchwarzRotGold: Mesut Özil zu Gast bei Freunden
Episode 1: Der will doch nur spielen

Podcast
Undone | RTL+
Autoren: Khesrau Behroz, Karim Khattab

Mesut Özil, aus einer türkischen Familie sogenannter Gastarbeiter:innen stammend, hat es bis an die Spitze des internationalen Fußballs geschafft. Deutschland jubelte seinem Star zu – und ließ ihn fallen, als er in den Augen vieler Beobachter:innen einen Fehler machte. Die erste Episode der Serie geht Özils Aufstieg als Jugendspieler in Gelsenkirchen nach, bis zur schwierigen Entscheidung des 17-Jährigen zwischen der deutschen und der türkischen Staatsbürgerschaft.

„Eine Analyse der deutschen Migrationsdebatte anhand eines besonders prominenten, besonders eindrücklichen Beispiels. Aufstieg und Fall des genialen Kickers Mesut Özil ist gründlich recherchiert, opulent produziert; hochprofessionell.“

CIVIS AUDIO AWARD

Podcasts
Ostkinder 80/82
Folge 39: Sonneberg ist unsere Schuld!

Podcast
Autoren: Danny Frede, Alexander Derno

Im thüringischen Sonneberg ist der erste AfD-Landrat Deutschlands gewählt worden. Die „Ostkinder“ Alex und Danny, im Osten aufgewachsen, aber schon vor Jahren dort weggezogen, stellen sich Fragen: Was hat das mit uns zu tun? Können wir etwas dafür? Und sind Menschen, die AfD wählen, Nazis oder Komplizen?

„Gut, dass diese Stimmen in einem Podcast zu Wort kommen. Unterhaltsam, überraschend und ohne erhobenen Zeigefinger geht ihre Erzählung auch in Bereiche, wo es unbequem wird: in die Zone der eigenen Verantwortung. So wird große Politik in kleinen, persönlichen Lebensumständen gespiegelt.“

CIVIS AUDIO AWARD

Podcasts
Shlomo – Der Goldschmied und der Nazi
Folge 1: Begegnung in der Hölle

Podcast
NDR
Autoren: Martin Kaul, Antonius Kempmann
Regie: Matthias Kapohl
Redaktion: Christine Adelhardt, Ulrike Toma

Stanislaw Szmajzner, genannt „Shlomo“, ist einer der wenigen Überlebenden des NS-Vernichtungslagers Sobibor. Per Zufall trifft er lange nach dem Krieg in Brasilien den untergetauchten Chefaufseher des Lagers, Gustav Wagner. Der bleibt, obwohl von Shlomo enttarnt, unbehelligt, wird aber zwei Jahre später erstochen in seinem Badezimmer gefunden. Der Podcast unternimmt eine aufwendige Spurensuche und stellt die Frage: Was, wenn offizielle Stellen nicht für Gerechtigkeit sorgen?

„Der Podcast wirft Licht auf ein Stück deutscher Vergangenheit, das nicht vergeht und in dem die Frage nach der Gerechtigkeit hochaktuelle Bezüge aufweist. Aufarbeitung eines dramatischen Falls mittels enorm gründlicher Spurensuche vor Ort. Handwerklich herausragend.“

CIVIS AUDIO AWARD

Podcasts
Springerstiefel – Fascho oder Punk?
Folge 3: Augen zu und durch

Podcast
ACB Stories | MDR
Autor:innen: Don Pablo Mulemba, Julius Wußmann, Jan Philipp Wilhelm, Hendrik Bolz, Dinah Rothenberg, Viola Funk
Ko-Produktion: Ulrike Ulivia Gattermann, Roman Twork

Der Angolaner Januario Antonio Mulemba kommt zu DDR-Zeiten als Vertragsarbeiter nach Eberswalde. Im Betrieb lernt er Jana kennen; die beiden werden ein Paar. Von Anfang an sind sie rassistischer Diskriminierung ausgesetzt. Selbst Janas Familie wendet sich von ihr ab. Nach dem Fall der Mauer wird der Rassismus immer gewalttätiger. Die Übergriffe gipfeln in der Ermordung Amadeu Antonios, eines Freundes der Mulembas. Der Staat versagt beim Schutz seiner Bürger.

„Der Podcast wirft einen neuen Blick auf die verhältnismäßig wenig bekannte Geschichte der Vertragsarbeiter:innen in der DDR. Der Erzähler geht mit seinen Eltern an die Tatorte rassistischer Diskriminierung und Übergriffe. Er verwebt sehr geschickt Persönliches mit Politischem und ermöglicht es den Hörer:innen so, dem Geschehen und den davon Betroffenen ganz nahe zu kommen.“

CIVIS CINEMA AWARD

Das Lehrerzimmer

Regie: Ilker Çatak
Drehbuch: Ilker Çatak, Johannes Duncker
Produzent: Ingo Fliess
Produktion: if… Productions
Verleih: Alamode Filmdistribution oHG

Carla Nowak, Mathematik- und Sportlehrerin, tritt ihre erste Stelle an einem Gymnasium an. Als es an der Schule zu Diebstählen kommt, wird ein Schüler mit türkischer Migrationsbiografie verdächtigt. Die Lehrerin versucht auf eigene Faust die wahren Schuldigen zu finden. Dabei trifft sie in der Schule auf Widerstand und gerät zwischen alle Fronten.

CIVIS CINEMA AWARD

Green Border

Regie: Agnieszka Holland
Drehbuch: Agnieszka Holland, Maciej Pisuk, Gabriela Łazarkiewicz-Sieczko
Produzent:innen: Fred Bernstein, Marcin Wierzchosławski, Agnieszka Holland
Koproduzent:innen: Diana Elbaum, Damien McDonald, Maria Blicharska, Šárka Cimbalová, David Ragonig
Produktion: Metro Films
Koproduktion: Marlene Film Production, Beluga Tree, Blick Productions, ZDF – Zweites Deutsches Fernsehen, Arte
Verleih: Piffl Medien GmbH

2021 versuchen Geflüchtete – angelockt von den Versprechungen des belarussischen Diktators Lukaschenko – von Minsk über die grüne Grenze nach Polen zu gelangen. Doch dies gestaltet sich alles andere als einfach. Tausende werden von den Grenzschützern beider Länder in dem abgeschirmten Sperrgebiet hin und her getrieben, ohne jede Möglichkeit, Hilfe zu bekommen.

CIVIS CINEMA AWARD

Rückkehr nach Korsika

Regie: Catherine Corsini
Drehbuch: Catherine Corsini, Naïla Guiget
Produzentin: Élisabeth Perez
Produktion: Chaz Productions, France 3 Cinéma, Le Pacte
Verleih: Grandfilm GmbH

Khédidja soll den Sommer über auf Korsika die Kinder ihres Auftraggebers beaufsichtigen. Ihre eigenen Töchter darf sie mitnehmen. Es ist es eine Rückkehr in die alte Heimat, Jahre zuvor hatte sie mit den noch kleinen Kindern die Insel verlassen. Bald stellen sich Fragen nach der richtigen Version der Vergangenheit, gesellschaftlicher Ungleichheit und Rassismus.

CIVIS CINEMA AWARD

Stella. Ein Leben.

Regie: Kilian Riedhof
Drehbuch: Kilian Riedhof, Jan Braren, Marc Blöbaum
Produzent:innen: Michael Lehmann, Katrin Goetter, Ira Wysocki
Koproduzent:innen: Stefan Gärtner, Felix von Poser, Henning Kamm, Danny Krausz, Marco Mehlitz, Annegret Weitkämper-Krug, Dario Suter, Ivan Madeo, Stefan Eichenberger, Urs Frey, Patrick Gantner, Malte Probst
Produktion: LETTERBOX FILMPRODUKTION GmbH
Koproduktion: SevenPictures Film GmbH, Amalia Film GmbH, Real Film Berlin GmbH, Dor Film Produktionsgesellschaft mbH, Lago Film GmbH, Gretchenfilm GmbH, DCM Pictures GmbH, Contrast Film GmbH, Blue Entertainment AG
Verleih: Majestic Filmverleih GmbH

Die Jüdin Stella Goldschlag und ihre Familie tauchen unter, um sich vor der Deportation zu retten. Um über die Runden zu kommen, arbeitet Stella auf dem Berliner Schwarzmarkt, bis sie von der Gestapo geschnappt wird. Ihr wird in Aussicht gestellt, sich und ihre Eltern zu retten, wenn sie für die Gestapo arbeitet. Sie soll untergetauchte jüdische Mitbürger:innen aufspüren und denunzieren.

CIVIS CINEMA AWARD

The Zone of Interest

Regie: Jonathan Glazer
Drehbuch: Jonathan Glazer
Produzent:innen: James Wilson, Ewa Puszczyńska
Koproduzenten: Bugs Hartley, Bartek Rainski
Produktion: Extreme Emotions Bis, Instytucja Filmowa Silesia Film
Verleih: Leonine Studios

Der Lagerkommandant Rudolf Höß und seine Familie wohnen in einer Villa direkt neben dem Konzentrationslager Auschwitz. Den großen Garten trennt nur eine Mauer vom Holocaust. Dieser dringt lediglich in Form von Schreien und Rauch aus dem Schornstein nach draußen, was die Familie ignoriert. Als Höß versetzt werden soll, will seine Frau ihr privilegiertes Leben in unmittelbarer Nachbarschaft zum Völkermord nicht aufgeben.