Preisträger:innen

CIVIS Medienpreis 2024

CIVIS – Europas Medienpreis für Migration, Integration, kulturelle Vielfalt und – verbunden damit – gesellschaftlicher Zusammenhalt in Europa zeichnet Programmleistungen im Radio, Fernsehen, Internet aus, die das friedliche Zusammenleben in der europäischen Einwanderungsgesellschaft fördern. Der CIVIS Kinopreis als Publikumspreis kommt hinzu.

Die Verleihung des CIVIS Medienpreises 2024 fand am Montag, 27. Mai 2024 im Rahmen der re:publica in Berlin statt. In der ARD-Mediathek ist die CIVIS Preisverleihung ab 29. Mai zu sehen. Die ARD/Das Erste strahlt sie am Donnerstag, 30. Mai 2024, um 00:05 Uhr aus. Durch die Preisverleihung führte die Journalistin und Moderatorin Vivian Perkovic.

TOP AWARD + CIVIS VIDEO AWARD

Social Media Format
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STRG_F: Israel und Gaza: Leben zwischen Terror und Krieg

Social-Media-Format
NDR | funk
Autor:innen: Lisa Hagen, Armin Ghassim, Mariam Noori, Manuel Biallas, Sulaiman Tadmory, Timo Robben
Redaktion: Lutz Ackermann, Volker Steinhoff
Partnermanager: Jan Wiebe

Der Film schildert das Schicksal zweier junger Menschen, die vom aktuellen Nahost-Krieg betroffen sind, die Deutsch-Israelin Yarden und der Deutsch-Palästinenser Abed. Die 35-jährige Yarden wurde von der Hamas als Geisel nach Gaza verschleppt. Dort gerät der 27-jährige Abed, auf Besuch bei seiner Familie, unter israelischen Raketenbeschuss. Freunde und Angehörige sterben. Erst nach fünf Wochen darf er wieder ausreisen. Yardens Familie kämpft für ihre Freilassung.

„Die Produktion ist in einem guten Sinne parteilich – sie schlägt sich auf die Seite von Empathie und Menschlichkeit. Dem Publikum werden keine eigenen Einschätzungen aufgedrängt, sondern Eindrücke und Einsichten geliefert, die es ermöglichen, sich eine eigene Meinung über die aktuelle Situation zwischen Israel und Palästina zu bilden.“

YOUNG C. AWARD

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Echoes from Borderland

Langdokumentarfilm
Hochschule für Fernsehen und Film München
Autorin | Regie | Producerin: Lara Milena Brose
Prüfungskommission: Prof. Karin Jurschick

Die 15-jährige Nahid ist kurz vor der Machtübernahme der Taliban aus Afghanistan geflüchtet und nach einer kräftezehrenden Odyssee mit ihrer Familie in einem bosnischen Grenzdorf gestrandet. Ihre Versuche, in die EU zu gelangen, scheitern wiederholt an gewalttätigen Pushbacks. Nahid findet eine Vertraute in einer älteren Bosnierin und muss – als Tochter, Dolmetscherin, Organisatorin – stark sein für ihre Familie.

„Ein dokumentarischer Essay, der einen beklemmenden Einblick in die Situation an der bosnisch-kroatischen Grenze erlaubt. Eine respektvolle Bildsprache mit poetischen Momenten vermittelt das Geschehen einfühlsam, aber ohne aufdringliche Dramatisierung.“

Für den vollständigen Beitrag kontaktieren Sie bitte: producers@sommer-slatter.com

CIVIS VIDEO AWARD

Information
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Songs of Gastarbeiter – Liebe, D-Mark und Tod – Aşk, Mark ve Ölüm

Dokumentation
WDR | ARTE | filmfaust GmbH | Film Five GmbH 
Autoren: Cem Kaya, Mehmet Akif Büyükatalay
Regie: Cem Kaya
Redaktion: Jutta Krug, Oliver Schwehm, Rolf Bergmann
Produzenten: Claus Herzog-Reichel, Mehmet Akif Büyükatalay, Florian Schewe, Stefan Kauertz

Die sogenannten türkischen Gastarbeiter:innen und ihre Kinder haben eine musikalische Kultur entwickelt, wie es sie sonst kaum gibt. – Sie gehört zum kulturellen Erbe der Bundesrepublik. Cem Kaya und Mehmet Akif Büyükatalay zeichnen in ihrer Dokumentation nach, was aus den ersten Auftritten auf improvisierten Bühnen wurde, ohne dass der deutsche Musikbetrieb davon weiter Kenntnis genommen hätte. Inspiriert vom Hip-Hop, verarbeitet die zweite und dritte Generation migrantischer Musiker:innen ihre aktuelle Lebenswirklichkeit – und eröffnet neue Perspektiven auf Heimat, Identität und Partizipation.

„Cem Kaya und Mehmet Akif Büyükatalay zeigen uns eine eigene Welt, von der die damalige bundesrepublikanische Gesellschaft kaum etwas mitbekommen hat. Die Dokumentation erzählt von den Sehnsüchten der „Gastarbeiter“, von den Schmerzen der Alten und den Freuden der Jungen, und die erzählt es unglaublich sinnlich, mitreißend und voller Energie.“

CIVIS VIDEO AWARD

Fiktion + Dokudrama
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La Voix des Autres (The Voice of Others)

Short Film
La Fémis – Ecole nationale supérieure des métiers de l’image et du son | Cinef Cannes
Autor:innen: Fatima Kaci, Pablo Léridon
Regie: Fatima Kaci
Produzentin: Léna Bapt

Rim arbeitet als Dolmetscherin für Asylverfahren in Frankreich. Sie ist zu strikter Neutralität verpflichtet und wird doch jeden Tag durch die Erzählungen der geflüchteten Männer und Frauen, deren Geschichte sie übersetzen muss, an ihr eigenes Schicksal als Frau im Exil erinnert. Obwohl sie weiß, dass sie das Gesagte nur von der einen Sprache in die andere übertragen soll, greift sie aus Mitgefühl in die Verfahren ein.

„Das ist einfach nur stark: Eine leise Schilderung herzzerreißender Umstände, wunderbar gespielt. Die zurückhaltende Inszenierung lässt den Schauspieler:innen, der Atmosphäre, den Schicksalen und den Gefühlen Raum – und das alles in kurzer Zeit. Thematisiert wird das Verhältnis von Migration und Sprache, die Zerrissenheit zwischen Regeln und dem Wunsch, Menschen in Not zu helfen.“

CIVIS AUDIO AWARD

kurze Programme
Die Brandenbleiber – stärker als Hass | »Die Feuerwehr ist mein Safe Space« – Heimat trotz Rassismus

O-Ton-Kollage
electronic media school gGmbH
Autorin: Hannah Weber
Redaktion: Sophie Goldau, Felix Leitmeyer, Jannis Byell, Aljoscha Huber, Pauline Pieper, Viviane Menges, Hari Sas, Neela Richter

Die Frage nach der Herkunft begleitet Jeremy, 18 Jahre, aus Fürstenwalde schon sein ganzes Leben. Wegen seiner Hautfarbe ist er bereits als Kind mit Glasflaschen beworfen oder vom Fahrrad getreten worden. Lehrer oder Sozialarbeiter haben solche Vorfälle verharmlost. Jeremys Safe Space sind die Freiwillige Feuerwehr und seine Kamerad:innen dort: Hier zählen Empathie und Zusammenhalt. Auch deswegen ist er ein „Brandenbleiber“, ein In-Brandenburg-Bleiber.

„Die kraftvollen und aufschlussreichen O-Töne sind so montiert, dass sich dem Ganzen leicht folgen lässt. Das hat Tempo, ohne flüchtig zu sein. Der Protagonist liefert ein ermutigendes Beispiel dafür, wie man mit Ausgrenzung umgehen kann, ohne schmerzhafte Erfahrungen zu leugnen.“

CIVIS AUDIO AWARD

lange Programme
Perle – Der Weg zurück zur körperlichen Unversehrtheit

Feature
SWR 2
Autorin: Yasmina Hamlawi (Französischsprachiges Original)
Übersetzung | Bearbeitung | Regie deutsche Fassung: Annika Erichsen
Redaktion: Karin Hutzler
Französischsprachiges Original: Jackal Productions, RTBF
Coordinator for Jackal Productions: Manuel Hermia

Dies ist die Leidens- und Fluchtgeschichte von Fos aus Somalia, die in der Dorfgemeinschaft ihrer Heimat das Opfer von weiblicher Genitalverstümmelung wurde. Heute lebt sie mit zwei Kindern und einem selbstgewählten Partner in Belgien, wo ihre Klitoris („meine Perle“) operativ rekonstruiert werden konnte. Neben Fos selbst kommen eine Psychologin, ein Genitalchirurg, eine Hebamme und Fos‘ 18-jährige Tochter Hany zu Wort.

„Fos wird nicht als Opfer gezeigt, sondern als couragierte Person, die sich ihre Selbstbestimmung erkämpft hat. Das ist schonungslos und emotional schwer erträglich, wahrt aber stets die Würde der Protagonistin. Mit großer handwerklicher Präzision produziert.“

CIVIS AUDIO AWARD

Podcasts
Ostkinder 80/82
Folge 39: Sonneberg ist unsere Schuld!

Podcast
Autoren: Danny Frede, Alexander Derno

Im thüringischen Sonneberg ist der erste AfD-Landrat Deutschlands gewählt worden. Die „Ostkinder“ Alex und Danny, im Osten aufgewachsen, aber schon vor Jahren dort weggezogen, stellen sich Fragen: Was hat das mit uns zu tun? Können wir etwas dafür? Und sind Menschen, die AfD wählen, Nazis oder Komplizen?

„Gut, dass diese Stimmen in einem Podcast zu Wort kommen. Unterhaltsam, überraschend und ohne erhobenen Zeigefinger geht ihre Erzählung auch in Bereiche, wo es unbequem wird: in die Zone der eigenen Verantwortung. So wird große Politik in kleinen, persönlichen Lebensumständen gespiegelt.“

CIVIS CINEMA AWARD

 
The Zone of Interest

Regie: Jonathan Glazer
Drehbuch: Jonathan Glazer
Produzent:innen: James Wilson, Ewa Puszczyńska
Koproduzenten: Bugs Hartley, Bartek Rainski
Produktion: Extreme Emotions Bis, Instytucja Filmowa Silesia Film
Verleih: Leonine Studios

Der Lagerkommandant Rudolf Höß und seine Familie wohnen in einer Villa direkt neben dem Konzentrationslager Auschwitz. Den großen Garten trennt nur eine Mauer vom Holocaust. Dieser dringt lediglich in Form von Schreien und Rauch aus dem Schornstein nach draußen, was die Familie ignoriert. Als Höß versetzt werden soll, will seine Frau ihr privilegiertes Leben in unmittelbarer Nachbarschaft zum Völkermord nicht aufgeben.