Skip to content

Zögerliche Erkenntnis

Ein halbes Jahrhundert Anwerbestopp

Am 23. November 2023 wird er 50 Jahre alt: der Anwerbestopp, eine Maßnahme der westdeutschen Regierung zur Beendigung der Arbeitsmigration in die Bundesrepublik Deutschland. Nachdem zuvor jahrelang per Anwerbeabkommen gezielt Arbeitskräfte aus dem Ausland angeworben worden waren, sollte Anfang der 1970er-Jahre damit Schluss sein.
Während ein nennenswerter Teil der Zugewanderten daraufhin in ihre Herkunftsländer zurückkehrte, holten diejenigen, die blieben, vermehrt ihre Familienangehörigen in die Bundesrepublik nach, die sich damals noch lange nicht als Einwanderungsland verstand. Die Folge: Statt gemeinsam Antworten auf die Frage nach einem neuen „Wir“ zu suchen, schwankten Teile von Politik und Medien zwischen Desinteresse an den neuen Mitbürger:innen ebenso wie dem Schüren von Vorurteilen gegen sie. Und es dauerte lange, bis maßgebliche Teile der Öffentlichkeit erkannten: Der Anwerbestopp beendete keineswegs die Migration nach Deutschland. Im Gegenteil – das Land wurde mehr und mehr zum Einwanderungsland.

Heute, ein halbes Jahrhundert später, lässt der zunehmend akute Arbeitskräftemangel Unternehmen, Wissenschaft, einzelne Politiker:innen und Teile der Zivilgesellschaft immer lauter erneut nach gezielter Arbeitsmigration rufen. Im Ausland werden potenzielle Arbeitnehmer:innen angeworben, hierzulande Gesetze reformiert und Neuerungen wie die sogenannte Chancenkarte eingeführt.

Doch wirft man beispielsweise einen Blick auf die Arbeitsbedingungen ausländischer Arbeitnehmer:innen im Gesundheitswesen, der Gebäudereinigung oder in der Landwirtschaft, drängen sich Fragen wie diese auf: Unter welchen Umständen gelingt dieses Mal die Arbeitsmarktintegration ohne die (Re-)Produktion von Ungleichheitsverhältnissen? Wie schafft man es, Arbeitsmigration und die Aufnahme von Flüchtlingen nicht gegeneinander auszuspielen? Und entspricht die Migrations- und -Integrationspolitik ebenso wie deren mediale Begleitung mittlerweile dem Selbstverständnis einer pluralen Einwanderungsgesellschaft?
Seit 1988 sind Beiträge mit dem CIVIS Medienpreis ausgezeichnet worden, die sich journalistisch sowie künstlerisch auf herausragende Weise der Schnittstelle zwischen Arbeit und Migration widmen. Eine Auswahl dieser Produktionen aus Fernsehen, Radio, Kino und Internet finden Sie hier.

CIVIS Nominierungen (2003-2023) und Preisträger (2001-2023)

Diese Auswahl steht im Kontext von „Zögerliche Erkenntnis“

2023

2022

2021

2020

2018

2016

Preisträger

Nominierungen

2015

2014

2012

2010

2009

2008

2007

2006

2005

Preisträger

Nominierungen

2003

Preisträger

Nominierungen

2001

Preisträger

Nominierungen